Tuesday, August 31, 2010

Strauch

Es war Wohlbefinden mit seiner Wurzel in der Erde zu stecken. Die Erde nährte, sie gab was der Strauch brauchte. Hier an diesem Platz war er zu sich gekommen, hatte sein ganzes Leben verbracht und ein Strauch seiner Art konnte groß werden wie ein kleiner Baum. Jahre der Freuden und des Wachstums lagen noch vor ihm.

Wenn es stürmte, dann hatte die Erde ihn festgehalten und wenn Tiere an ihm geknabbert hatten, dann hatte die Erde ihm die Kraft gegeben, sich zu heilen. Er konnte nicht davonlaufen, aber erkonnte sich heilen, sein Leben lang würde er sich heilen können, solange es Regen gab und kein Feuer kam.

Feuer, das war sein Schrecken. Es hatte einmal ein Feuer gegeben in seiner Nähe.Die anderen Pflanzen hatten Warnungen verteilt und bald schon waren alle an der Arbeit, sich mit aller Kraft gegen das Feuer zu wappnen. Das Feuer war nur klein gewesen und war von selbst zu einem Ende gekommen, aber nachdem das Feuer gegangen war, da war es ruhiger geworden. Einige der Stimmen aus der Nachbarschaft waren verstummt und das bedeutete wohl, dass das Feuer sie für immer zum Schweigen gebracht hatte.

Deswegen fürchtete der Strauch das Feuer, er fürchtete diese Stille und doch - nach einiger Zeit waren Stimmen wieder dazu gekommen und hatten sich neue Pflanzen niedergelassen, weil Pflanzen mutig alles heilen, was zerstört wurde.

Unruhe kam unter den Pflanzen auf.  Eine Störung schien gekommen zu sein. Menschen.  Nicht weit von ihm waren zwei Wagen vorgefahren. Sechs Menschen waren ausgestiegen und hatten sich eine Art Lager bereitet. und nun liefen sie durch die Gegend und sammelten Holz. Sie sammelten aber nicht das Holz, um sich zu nähren, so wie andere Pflanzen sich vom toten Holz nährten. Sie sammelten es für ein Feuer. Menschen beschworen den Vernichter allen Lebens zu ihrem Vergnügen und sie brachten viel Unheil. Einige von ihnen brachen Äste von den Sträuchern.

Von wem hatten die Menschen das? Gab es Lebewesen, die den Menschen etwas abrissen um es in Feuer zu werfen und gut gelaunt drum herum zu sitzen? Der Strauch wusste es nicht doch bald schon griffen Männerhände nach ihm, und er fand sich inmitten einer Ansammlung von anderen Pflanzen und totem Holz wieder.

Er vermisste seinen Platz, den Kontakt zur Erde. Er war nicht tot, noch nicht. Mit etwas Glück, würde es ihm gelingen erneut Wurzeln zu fassen, er schaltete seinen Stoffwechsel entsprechend um. Er wollte leben, er wollte eins sein mit der Erde.

Doch dann passierte das Schlimmste. Feuerwarnungen überall und er spürte eine sengende Hitze überall. Das Feuer erfasste den Strauch und verzehrte ihn. Bald schon war alles, was er je gewesen war, ausgelöscht..

Ein Kreis Menschen saß um das Feuer und lachte und freute sich des Lebens. Ein kleines Kind saß am Feuer und blickte fasziniert in die Flammen und genoss dass Zischen der Flammen, das Knacken der Äste, den Geruch von bratendem Fleisch und garenden Kartoffeln. Eine Hand legte sich auf seine Schulter.

"Geh' nicht zu nah ran, Feuer ist gefährlich."

Das Kind nickte und setzte sich ein wenig weiter vom Feuer weg. "Ja", sagte es. "Feuer ist gefährlich, ich weiß."

"Und wir wollen doch nicht, dass kleine Kinder zu schaden kommen?"

"Nein, ich passe schon auf."

Mit einem dürren Ast schob das Kind den letzten Rest vom Strauch in das Zentrum des Feuers und beobachtete, wie das Feuer den Strauch verschlang, dann wandte es sich um und lief zu seiner Mutter.

Sunday, August 22, 2010

Hugo träumt

Hugo hatte einen schweren Traum in der Nacht. Er träumte, er hinge mit seinem Mantel fest. Er wollte vorankommen, weitergehen, diesen Ort hinter sich lassen, doch er hing fest.

Das, woran er hing, schien eine silberne Schnur zu sein, die sich nicht zerreißen ließ und je mehr er daran zog, um so mehr Scherzen und bedrückende Gefühle packten ihn.

Er wollte endlich fort, an die Sonne, ins Licht, an einen großen leeren Raum, in dem er zur Ruhe kommen würde, nach all den gehetzten Tagen, dem Stress, der Atemlosigkeit, des Mißbehagens, dieser unerfüllten quälenden Unzufriedenheit.

Dann kam eine unausprechlich große Macht an. Hugo fühlte die Übermacht und sein Lebensfunken gefror. Die Macht schien ihm helfen zu wollen, das silberne Band zu zerreißen. Während er den silbernen Faden betrachtete, sah er sich darin, wie in einem Spiegel. Er stand dort als Kind, die Welt der Erwachsenen nicht begreifend aber voller Liebe für Vater und Mutter.

Sie, seine Eltern hatten ihm die Sehnsucht nach dieser besseren, heileren, reicheren Welt geweckt. Doch ihm war als Kind bereits ein Glücksgefühl zu eigen, dass er verlassen hatte. Hugo kehrte der besseren Welt den Rücken und vereinte sich mit seinem Kinderbild in der Silberschnur.

Er erwachte schweißgetränkt. Langsam stand er auf und ging schwankend in den Keller. Er zog die alte Holzkiste hervor, in der seine Kindersachen aufbewahrt waren. Er öffnete sie und fand einen alten Malkasten vor.

Freudestrahlend malte er die gesamte Nacht, die Kellerwände an. Am nächsten Tag meldete er sich krank, kaufte Farben und malte wochenlang weiter. Hugo war glücklich. Hugo hatte seine Welt gefunden.

In seinen Träumen hing er nicht mehr fest. Seine Silberschnur zeigte ihm die erfrischendsten Bilder dieser Welt und nur weit draußen, im Traumland seiner Eltern, da ging eine unbekannte drohende Macht umher, die ihn nicht mehr erreichen konnte.

Wednesday, August 18, 2010

Windkanal


So wie ein Vogel in einer Wolke den Nebel um sich leicht verwirbelt, so verwirbeln wir, die uns umgebende Energie.

Tausende Ingenieure suchen täglich Formen für Autos, Flugzeuge, Motoren, die mit möglichst wenig Energieverlust sich bewegen.

Welche Form hilft uns Menschen uns energiesparend durch das Leben zu bewegen?

Liebe das Leben, dann erreicht Dich die Kraft unmittelbar.

Sei ruhig wie der Schatten einer Blume durch den der Wind fährt.


Wähle jeden Tag aufs Neue, Deinem Herz zu folgen.

Erreichst Du diese Form, dann entfalten sich Deine Flügel und was Du suchst kommt zu Dir.

Energiesparender geht es nicht.

Sunday, August 15, 2010

Tausend


Ein Schritt im Leben unterscheidet sich
Von den Tausenden davor
Und den Tausenden danach

Ein Mensch in der Menge unterscheidet sich
Von den Tausenden vor  ihm
Und den Tausenden hinter ihm

Eins Deiner Leben unterscheidet sich
Von den Tausenden schon gewählten
Und den Tausenden unachtsam gewählten

Mit einem Atemzug fließt das Unbenennbare
In Tausende Zellen
Seit Tausenden Jahren
In Tausenden Welten